Keine Extrawurst fürs Büsi

Lässt die Mieze ihr Fressen stehen, bekommt sie neues. Das lernt sie schnell. Und genau darin liegt das Problem. Wer sich nicht weiter herumkommandieren lassen möchte, muss Geduld haben, damit gegessen wird, was in den Napf kommt. Denn der Prozess, das Tier zu einem dankbaren Esser zu erziehen, kann Monate dauern.

Text: Daniela Poschmann



Lucy ist eine typische Katze. Die europäische Kurzhaardame weiss, was sie will, und frisst nur das, worauf sie Lust hat. Während sie sich anfangs auf so manches neue Futter regelrecht stürzt, lässt sie es schon Tage später links liegen. Einmal schnüffeln, ein vorwurfsvoller Blick zum Frauchen und weg ist sie. Es ist zum Verzweifeln. Scheinbar gibt es kein Futter, das sie auf Dauer mag. Und dabei ist es egal, ob es sich um billiges oder hochwertiges handelt. Ersteres bevorzugt sie sogar in der Regel. Wen wundert’s. Wie viele Menschen auch ist sie Geschmacksverstärkern verfallen. Dazu noch die feine Sauce … wer braucht da schon echtes Fleisch?

Feste Zeiten regen den Appetit an

Laut Birga Dexel fängt das Problem bereits damit an, dass das Futter ständig verfügbar ist. «Die Katze kann so nie richtig Hunger und Appetit entwickeln, da der ständige Geruch von Futter ihr die Lust am Fressen nehmen kann», sagt die aus dem Fernsehen bekannte Katzenpsychologin und setzt daher auf feste Essenszeiten. Wird das Futter innerhalb einer Stunde nicht gefressen, sollte man es bis zur nächsten Mahlzeit wegräumen. In diesem Fall komplett tabu sind Leckerlis für zwischendurch. So sollte sich bald ein natürliches Hungergefühl einstellen und die Lust aufs Essen zurückkommen. Übergewichtige Tiere lernen so im Regelfall ihr Sättigungsgefühl wieder zu spüren. Da Katzen Jäger sind, mögen sie ihr Fressen am liebsten in Beutetemperatur, sprich lauwarm. Anstatt es aber in der Mikrowelle aufzuwärmen, empfiehlt Dexel, es mit heissem Wasser zu vermischen oder im Wasserbad zu temperieren. Ist der Stubentiger verrückt nach Katzenminze, Lachsöl oder Rinderfettpulver, kann es auch helfen, den Napf damit einzureiben beziehungsweise ein wenig über das Futter zu geben. Da einige Futterverweigerer lediglich nach Aufmerksamkeit buhlen, kann ein kleines Ritual von Vorteil sein. Warum also nicht vor jeder Mahlzeit eine Schmuseeinheit einlegen? So mancher Katzenhalter schwört darauf und ganz nebenbei wird die Vorfreude auf das Fressen geweckt.

Schritt für Schritt zum Erfolg

Wer seine Katze nicht nur umerziehen, sondern auch an ein ganz neues Nassfutter gewöhnen möchte, sollte anfangs nur einen kleinen Teil davon untermischen. Dies ist umso entscheidender, handelt es sich um eine Umstellung auf hochwertigeres Futter. Der Körper braucht Zeit, um sich auf den erhöhten Nährstoffgehalt einzustellen. Dies kann bei einigen Katzen anfangs zu Durchfall und Blähungen führen, andere hingegen haben gar keine Probleme und freuen sich lediglich über die ungewohnt hohe Menge an Proteinen. Um auf Nummer sicher zu gehen, gibt man zuerst einen halben oder nur einen viertel Teelöffel der neuen Nahrung dazu und steigert sie täglich. Bekommt die Mieze zusätzlich Trockenfutter, kann man dieses in der Umgewöhnungsphase als Appetitanreger darüberstreuen. Zwar gilt diese sogenannte Substitutionsmethode bei vielen Fachleuten als die erfolgreichste, man braucht allerdings einen langen Atem. Mit etwas Glück frisst die Katze nach vier Tagen bereits einen ganzen Teelöffel ohne Protest, so dass das alte Futter nach maximal drei Wochen passé ist. Verweigert sie es nach zwei Monaten noch immer – schliesslich gibt es kein Patentrezept –, sollte man etwas anderes probieren; beispielsweise die Zwei-Schüssel-Methode. Dazu einfach ein Schälchen mit der neuen Nahrung neben das gewohnte Futter stellen, so dass sich die Katze an den Geruch gewöhnt. Auch wenn sie es anfangs konsequent ignoriert, siegt oft nach ein paar Tagen die Neugier und sie fängt an es zu fressen. Kleiner Tipp: Offene Dosen in Plastiktüten verpacken, da das Futter sonst schnell nicht mehr schmeckt. Für die kleinen Portionen bei der Umstellung sollte man das neue Nassfutter portionsweise einfrieren, damit es frisch bleibt. Hierfür haben sich Eiswürfelbehälter bewährt.

Maximal zwei Tage ohne Futter

Manche Stubentiger fressen ausschliesslich Trockenfutter. Sie an Nassfutter zu gewöhnen, ist schwierig, aber nicht unmöglich. Damit sie auf den Geschmack kommen, kann man zuerst nur wenig Feuchtfutter im Napf verteilen, dann ihre gewohnten Kroketten draufstreuen und andrücken. Hat das nicht den erwünschten Effekt, lässt sich auch das Trockenfutter pulverisieren, um damit das Nassfutter zu panieren. Keine gute Idee ist, das Tier einfach hungern zu lassen, wenn es eine neue Sorte verschmäht. Anders als Hunde kommen Katzen höchstens zwei Tage lang ohne Futter aus. Danach droht eine hepatische Lipidose: Durch die fehlende Eiweisszufuhr geht das natürliche Gleichgewicht im Fettstoffwechsel der Leber verloren, die eingelagerten Fette werden nicht mehr ausgeschieden und es entsteht eine sogenannte Fettleber.

Quelle: weltdertiere.ch

© Daniela Poschmann ist als freie Journalistin tätig und hat sich auf das spannende Themenfeld «Natur und Tiere» spezialisiert.