Herausforderung Mehrhundehaltung

Sich einen Hund anzuschaffen, ist schon mit einer grossen Verantwortung verbunden. Sich einen zweiten oder mehrere Hunde ins Haus zu holen, hat weitreichende Konsequenzen, die vor dem Entscheid unbedingt beachtet werden müssen.

Text: Sibylle Kläusler


Zwei Hunde halten heisst, 2 x 1 Hund zu halten. Es ist wichtig, dass wir uns dessen mental bewusst sind. Zwei Hunde entsprechen nicht einem «Hunde-Päckli», das wir dann halt gemeinsam behandeln. Es heisst, zwei Individuen zu halten, die unter Umständen ganz verschiedenartige Bedürfnisse haben und uns unterschiedlich fordern.

Interaktion und Verhalten der Hunde verändern sich, wenn zwei oder mehrere Vierbeiner zusammenleben. Hunde untereinander bilden eine ganz andere Dynamik als Mensch-Hund-Teams. Zwei Hunde können gemeinsam so einige Dinge anstellen, die ihnen sichtlich Spass machen, uns aber weniger. Und auch wenn sie sich gut verstehen, kann es immer wieder mal Zoff geben, dann zum Beispiel, wenn Futterneid aufkommt oder es um das Ausloten von Grenzen geht. Dann können schon mal ganz schön die Fetzen fliegen, und in so einem Fall muss man wissen, wie man damit umgehen kann.

Auch draussen, auf dem Spaziergang, ist es ein immenser Unterschied, ob man mit einem, zwei oder mehreren Hunden unterwegs ist. Das Jagen macht zu zweit oder zu dritt sehr viel mehr Spass als nur alleine. Alleine kämen manche Hunde nicht mal auf die Idee, auf die Pirsch zu gehen. Ist erst mal die Jagddynamik unter den Hunden da, steht man vor einer grossen Herausforderung. Auch Begegnungen mit anderen Hunden laufen ganz anders ab. Beginnt einer der Hundegruppe zum Beispiel an der Leine Rabatz zu machen, so halten die anderen nur selten still.

Ein weiterer, sehr wichtiger Faktor ist die Zeit. Viele Menschen halten sich zwei Hunde, damit diese nicht alleine sind, miteinander spielen und sich Gesellschaft leisten können. Was ist nun, wenn der eine krank wird oder sich verletzt und den Alltag nicht mehr wie gewohnt mitmachen kann? Oder wenn mit dem einen ein spezielles Training (Jagd-Kanalisierung, Führung o.ä.) gemacht werden muss? Was, wenn der eine Hund ins Seniorenalter kommt, der andere hingegen in seinen besten Jahren ist? Separate Spaziergänge und Sonderbehandlungen können unumgänglich werden und stellen uns vor tägliche Herausforderungen. Urlaub mit einem Hund ist meistens kein grosses Problem, mit zweien wird es dann schon schwieriger. Und mit einer ganzen Hundegruppe in den Urlaub zu fahren, bedingt schon einiges an logistischem Geschick und Organisation.

Wenn man die obigen Punkte gut durchdacht, ausreichend Zeit, Nerven, Geduld und auch Geld hat, dann kann man die Anschaffung eines zweiten Hundes in Betracht ziehen. Die Rasseauswahl ist eine Sache für sich. Wichtig ist, dass man sich bewusst ist, dass Vertreter der gleichen Rasse nicht unbedingt das gleiche Temperament haben müssen, sogar dann, wenn sie aus der gleichen Zucht stammen. Jeder Hund ist ein Individuum und bringt seinen eigenen Charakter mit ins Leben.

Wenn Mehrhundehaltung gut überlegt ist, dann steht dieser Herausforderung nichts im Weg. Nebst den vielen Momenten, in denen die Hunde friedlich beieinanderliegen, miteinander spielen und es einfach gut miteinander haben, erfährt man durch die Beobachtungen so einiges über das zwischenhundliche Leben. Und als Mensch kann man sich täglich in Ruhe, Gelassenheit und Führungsstärke schulen.


Quelle: petfinder.ch
© Sibylle Kläusler, Personal-Trainerin für Menschen mit Hund, kyno-mental.ch